PFAS Grenzwerte

In diesem Artikel werden die verschiedenen Grenzwerte von PFAS in der EU und in Deutschland und die bekannten PFAS Indirekteinleiter Überwachungswerte zusammengefasst und verglichen. PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von mehr als 4700 synthetischen Chemikalien, die in vielen Industrie- und Konsumprodukten verwendet werden. Sie sind persistent, bioakkumulativ und toxisch und können die Umwelt und die menschliche Gesundheit schädigen.

Grenzwerte für PFAS in der EU

Die EU hat verschiedene Richtlinien und Verordnungen erlassen, um die Belastung von PFAS in der Umwelt und im Trinkwasser zu begrenzen. Die wichtigsten Grenzwerte in der EU sind:

  • Die Richtlinie 2008/105/EG über Umweltqualitätsnormen (EUUQN), die Grenzwerte für PFOS (Perfluoroctansulfonat) in den oberirdischen Binnengewässern, den Übergangs- und Küstengewässern festlegt. Die Jahresdurchschnittsnormen (JD-UQN) sind 0,65 ng/L für die Binnengewässer und 0,13 ng/L für die Übergangs- und Küstengewässer. Die Höchstkonzentrationen (ZHK-UQN) sind 36000 ng/L für die Binnengewässer und 7200 ng/L für die Übergangs- und Küstengewässer.
  • Die Richtlinie 2020/2184 über die Trinkwasserqualität (EUTWRL), die Grenzwerte für eine Gruppe von 20 PFAS (PFAS-20) und für die Gesamtmenge von PFAS (Total PFAS) in dem für den menschlichen Gebrauch bestimmten Wasser festlegt. Die Grenzwerte sind 100 ng/L für PFAS-20 und 500 ng/L für Total PFAS.
  • Die Empfehlung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) von 2020, die einen gesundheitsbasierten Leitwert für eine Gruppe von vier PFAS (PFAS-4) vorschlägt, die PFOA (Perfluoroctansäure), PFOS, PFHxS (Perfluorhexansulfonat) und PFNA (Perfluornonansäure) umfasst. Der Leitwert ist 4,4 ng/L pro Woche, basierend auf der Aufnahme über die Nahrung.
  • Der Vorschlag der EU-Kommission von 2022, der die EUUQN und die EUTWRL ändern soll, um Grenzwerte für eine Gruppe von 24 PFAS (PFAS-24) einzuführen, die auf der Summe von PFOA-Äquivalenten basieren. Die PFOA-Äquivalente sind ein Maß für die Toxizität und die Anreicherung von PFAS im Körper, das die unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen PFAS berücksichtigt. Der vorgeschlagene Grenzwert ist 4,4 ng/L für PFAS-24 sowohl in der Umwelt als auch im Trinkwasser.

Grenzwerte für PFAS in Deutschland

Deutschland hat die EU-Richtlinien und -Verordnungen in nationales Recht umgesetzt und zusätzlich eigene Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) festgelegt. Die wichtigsten sind:

  • Die TrinkwV von 2023, die Grenzwerte für PFAS-4 und PFAS-20 in dem für den menschlichen Gebrauch bestimmten Wasser festlegt. Diese sind 20 ng/L für PFAS-4 und 100 ng/L für PFAS-20. Die Grenzwerte gelten ab dem 12.01.2028 für PFAS-4 und ab dem 12.01.2026 für PFAS-20.
  • Im Abwasser findet sich noch keine allgemein verbindliche Regelung (siehe unten).

Vergleich und Bewertung

Die Grenzwerte in der EU und in Deutschland sind teilweise unterschiedlich und teilweise übereinstimmend. Die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind:

  • Die EUUQN und die EUTWRL enthalten nur Grenzwerte für PFOS und PFAS-20, während die TrinkwV auch Grenzwerte für PFAS-4 enthält. Die Grenzwerte für PFAS-4 in der TrinkwV sind höher als der gesundheitsbasierte Leitwert der EFSA, aber niedriger als die Grenzwerte für PFAS-20.
  • Die Grenzwerte für PFAS-20 sind in der EU und in Deutschland gleich, sowohl für die Umwelt als auch für das Trinkwasser. Die Grenzwerte für Total PFAS sind nur in der EUTWRL enthalten und sind höher als die Grenzwerte für PFAS-20.
  • Der Vorschlag der EU-Kommission im UQN-RL Entwurf vom 26.10.2022 zielt darauf ab, die Grenzwerte für PFAS-24 einzuführen, die auf der Summe von PFOA-Äquivalenten im Wasser auf 0,0044 PFOA Äquivalente und 0,077 PFOA Äquivalente basieren. Dieser Ansatz soll eine umfassendere und konsistentere Bewertung der PFAS-Belastung ermöglichen, die die unterschiedlichen Toxizitäten und Anreicherungen der einzelnen PFAS berücksichtigt. Die vorgeschlagenen Grenzwerte für PFAS-24 sind niedriger als die Grenzwerte für PFAS-20 und PFAS-4 und entsprechen dem gesundheitsbasierten Leitwert der EFSA.

PFAS Überwachungswerte im Abwasser

In Deutschland wurden in der Vergangenheit bereits verschiedene PFAS/PFT Überwachungswerte für einzelne Indirekteinleiter festgelegt, obgleich keine allgemein verbindliche Rechtsgrundlage bestand. Bekannte Überwachungswerte aus Indirekteinleiterbescheiden (aus dem Bereich Oberfläche / Galvanik) sind:

  • Entwurf der letzten Änderung des Anhang 40 in der nicht umgesetzten 11. Novelle der AbwasserVO (11. Novelle 2022):
    PFOS Überwachungswert für Perflouroktansulfonsäure und Ihre Derivate von 10 µg/l (1 µg = 1000 ng) in der Stichprobe.
  • Bescheid aus 2019:
    PFOS 20 µg/L
  • Bescheid aus 2013:
    Summe 2 PFT (PFOS und PFOA) 10 µg/L
    Summe 10 PFT (PFBA, PFPeA, PFHxA, PFOA, PFNA, PFDA, PFBS, PFHxS, PFOS) 30 µg/L
  • Bescheid aus 2008: PFT (ohne weitere Definition) 3 µg/l

Für den Ersatzstoff H4PFOS bzw. 6:2-Fluortelomersulfonsäure, (6:2-FTS) sind noch keine allgemeinen Überwachungswerte oder Grenzwerte bekannt. Aufgrund seines Aufbaus und seiner Eigenschaften ist kein Grund ersichtlich, weswegen der Ersatzstoff sich im Menschen anders verhalten sollte. In einem Fall findet sich ein Überwachungswert für H4PFOS von 50 µg/L.

Zukünftige Entwicklungen

Es steht zu erwarten, dass zukünftig allgemein verbindliche PFAS Überwachungswerte für Indirekteinleiter eingeführt werden. Dabei ist insbesondere die neue Entwicklung zu betrachten, nach der die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das BfR in der Stellungnahme Nr. 020/2021 vom 28.06.2021 darauf hinweisen, dass der PFAS Grenzwert von 4,4 ng/kg KG zu berücksichtigen ist.
Der UQN von 0,65 ng/L für PFOS basierte auf einem TWI von 1.050 ng/kg KG. Das würde bei linerarer Umrechnung einen zukünftigen Wert von 0,00272381 ng/L UQN, also Faktor 1615 niedriger bedingen und eine ganz deutliche zukünftige Reduktion der Überwachungswerte fordern.

Die Entfernung von PFAS erfolgt nach einer Einzelfallevaluierung (z.B. aus industriellem Abwasser oder Grundwasser) in der Regel über Aktivkohle und/oder Ionenaustauscher die in einer Einweganwendung anschließend thermisch verwertet werden.

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