Selektivaustauscheranlage, SAT-Anlage
Eine Selektivaustauscheranlage, SAT-Anlage, wird als sog. Polizeifilter in industriellen Abwasseranlagen (CP-Anlagen, chemisch-physikalische Abwasseranlagen) in der Schlussfiltration nach Fällung/Flockung oder z.B. in der Grundwassersanierung eingesetzt, um regulatorisch relevante Restschwermetallegehalte im Abwasser unter den geforderten Überwachungswert zu halten.
In industriellen chemisch physikalischen Abwasseranlagen ist in der Regel eine Chargen- oder Durchlaufbehandlung des anfallenden Abwassers vorhanden, in der überwachungsrelevante Inhaltsstoffe über Fällung und Flockung aus dem Abwasser entfernt werden. Aufgrund der komplexen Zusammensetzung und Diskontunität industrieller Abwasser(teil)ströme kann es jedoch vorkommen, dass diese Behandlung alleine nicht ausreicht, um die behördlichen Anforderungen an die Abwasserbehandlung nach dem relevanten Anhang der AbwasserVO bzw. bei Indirekteinleitern zusätzlich der Entwässerungssatzung der lokalen kommunalen Kläranlage einzuhalten. Um dies nach dem Stand der Technik zu gewährleisten, werden in diesen Fällen eine Selektivaustauscheranlage, SAT-Anlage, mit einem IDE-Austauscherharz (Iminodiessigsäureaustauscher), z.B. Lewatit TP 207, eingesetzt, um die in der CP-Behandlung nicht ausreichend reduzierten Schwermetalle, häufig Nickel, Kupfer, Zink oder Blei, zu entfernen und gegen Na+, Ca2+ oder ein anderes Kation auszutauschen, mit dem der Ionenaustauscher konditioniert wurde. Nicht überwachungsrelevante Parameter wie z.B. Erdalkalimetalle (z.B. Mg), werden vom Austauscher nicht in relevanten Ausmaß gebunden um die Kapazität des Austauschers nicht unnötig auszuschöpfen. Die Reihenfolge der Bindung erfolgt entsprechend der Ionenaustauscher Selektivität, also der Affinität der einzelnen Schwermetalle zur Iminodiessigsäuregruppe des Lewatit TP207.
Das gleiche Verfahren kann auch in der Grundwassersanierung eingesetzt werden, je nach Parameter ggf. auch mit anderen Harztypen als dem Selektivaustauscher TP 207, z.B. einem schwach oder stark basischen Anionenaustauscher für Cyanidkomplexe.
Produkte
Je nach Auslegung der Anlage auf den Kundenprozess besitzt eine Selektivaustauscheranlage eine eigene Regenerierstation um vor Ort regeneriert zu werden. Aufgrund der oft langen Laufzeiten von SE-Anlagen ist es häufig sinnvoll die Dienstleistung Ionenaustauscher regenerieren extern in der zentralen Regenerationsstation in 92348 Berg durchführen zu lassen.
Bei einem Durchsatz zwischen 2,5 bis 20 m³/h und bei stark belasteten Abwässern ist eine Selektivaustauscheranlage mit eigener Regenerierstation sinnvoll. Die in der Anlage eingesetzten Harze in den beiden hintereinander geschalteten Säulen werden mit einer Säure regeneriert und einer Lauge aktiviert, in der Regel mit Salzsäure und Natronlauge. Die Regenerate der Anlage werden anschließend in der betriebsinternen chemisch physikalischen Abwasseranlage behandelt. Beachten Sie, dass die Anlage zumindest wasserrechtlich anzeigepflichtig ist.
Bei einem Durchsatz bis zu 5 m³/h ist oftmals eine extern zu regenerierende Ionenaustauscheranlage die wirtschaftlichere Lösung, in Sonderanwendungen bis zu 25 m³/h. Das bedeutet, dass die Ionenaustauscherpatronen beim Kunden im Kundenprozess beladen werden und dann anschließend an die zentrale Regenerationsstation in 92348 Berg gesendet werden. Nach erfolgter Regeneration werden die Patronen wieder an den Kunden zurückgesendet. Die Patronengröße kann je nach Durchsatz und Kapazität variieren und liegt typischerweise zwischen 30 – 1500L Harzvolumen.
Kundenspezifische Anpassung Selektivaustauscheranlage:
- Kundenspezifische Auslegung auf den Abwasserbehandlungsprozess in bestehenden oder neuen CP-Abwasseranlagen (z.B. auch Cr(VI)- und cyanhaltige Abwässer) und Automationsgrad ausgehend von einer halbautomatisierten, funktionalen Basisausführung mit 2 Säulen bis zur automatisierten und remoteüberwachten 3 Säulen Ausführung.
- Anpassung an die ggf. vorhandene Steuerungstechnik und Anbindung an ein Prozessleitsystem und die vorhanden baulichen Gegebenheiten am Standort bzw. der Einbringung zum Standort
- Voruntersuchungen und optionale Stellung von Testanlagen/Technikum möglich
- Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen an zweiwertige Schwermetalle gem. den Anhängen der AbwasserVO gem. den besten verfügbaren Techniken (BVT) für IED-Anlagen gem. der IE-RL 2010/75/EU bzw. der 4. BImSchV.
- SPS Schaltung Siemens mit/ohne Touchdisplay sowie mit der Option auf externe Zugriffsmöglichkeit
- Duplex-Ausführung für einen unterbrechungsfreien 24/7 Betrieb serienmäßig, zusätzliche Absicherung mit einer 3. Säule möglich
- Edelstahl- oder Kunststoffrahmenaufbau für korrosive Umgebungen
- Drucktanks in PE/GfK, PVDF/GfK oder beschichteter Stahl
- Selektivaustauscherharz von LANXESS, Lewatit TP 207 bzw. Purolite S930 Plus
- Rohrleitungen und Armaturen in PVC, PP, PE oder PVDF der Hersteller GF, GEMÜ (pneumatisch oder elektrisch) oder nach Kundenanforderung; im Übrigen Ausführung mit Standard-Industriekomponenten ohne Sonderelemente soweit möglich.
- Temperaturauslegung bis 70°C möglich, höhere Temperaturen auf Anfrage. Beachten Sie jedoch die maximale Einleittemperatur von 35°C, die auch nur unter gesonderten Denaturierungsmaßnahmen dauerhaft genutzt werden sollte.
- Anlagenaufbau für einen arbeitssicherheitskonformen Betrieb auch bei typischen Fehlanwendungen
- Desinfektionsmöglichkeit des Harzbetts
- Möglichkeit der Vorabnahme und des Probebetriebs in der eigenen Werkstatt
- Modulare, wartungsfreundliche Bauweise nach Kundenanforderung mit diversen optionalen Erweiterungsmöglichkeiten, z.B. um Mehrschichtfilter, Vorlagetanks, Chemikalienlagertanks als Dosierstationen oder als AwSV LAU-Anlagen, Auffangwannen, einfache Beschickungs- bis redundante FU-Duplex-Druckerhöhungsstationen, Druckdifferenzanzeige, tatsächliche Verbrauchs- und Produktionsdatenerfassung, gesonderte Harzwechselanschlüsse, Anlagenzugriffskontrolle, Ventilstellungsrückmeldung, zusätzliche Filterstufen.
- Ausführung als extern in einer zentralen Regenerationsstation für Ionenaustauscher zu regenerierender Ionenaustauscher mit Wechselpatronen in der Anlage (ohne Abwasseranfall vor Ort) oder als Anlage mit eigener automatischer Regenerierstation vor Ort (mit zu behandelnden Abwasser vor Ort).
Gerne helfen wir Ihnen weiter.